Getragen von der salesianischen Spiritualität
Vom 6. bis zum 13. Juli 2025 unternahm eine 13-köpfige Gruppe aus Österreich und Deutschland eine Pilgerfahrt nach Troyes in Frankreich. Wir bewegten uns auf den Spuren von Schwester Marie de Sales Chappuis, vom seligen Louis Brisson und von der heiligen Leonie Franziska Salesia Aviat. Aus einer religiösen „Kulturfahrt“ wurde eine tiefgehende Begegnung mit den Schwestern der Oblatinnen des hl. Franz von Sales, die uns an vielen Orten mit ihrem Charisma begeisterten. Die salesianische Spiritualität lebt, wir haben sie unmittelbar erlebt.
Schon vor einem halben Jahr sprach uns Br. Hans Leidenmühler OSFS aus Wien-St. Anna an, ob wir mit ihm über Zangberg nach Troyes fahren möchten. Aus Dachsberg/OÖ kamen P. Dominik Nguyen OSFS und unser Postulant Franz Hubmann, sowie aus Linz die Oblaten-Schwester Maria-Brigitte Kaltseis OSFS hinzu. Unsere Gruppe waren „Freunde/innen“ der salesianischen Weggemeinschaft und Interessierte. Aus Deutschland stießen vietnamesische Freundinnen von P. Dominik dazu.
Wir begannen immer den Tag mit einem Morgengebet. Wir beteten, sangen und hörten Impulse. Auch der tägliche Gottesdienst bleibt in Erinnerung: P. Dominik nahm seine Gitarre, er spielte, sang, predigte und leitete so die Messe – alles aus einer Hand. Da hat mich besonders angesprochen!
Troyes
In Troyes wird das Erbe der beiden Ordensgründer, sowohl der Oblatinnen als auch der Oblaten des hl. Franz von Sales gewissenhaft bewahrt. Im Museum des Mutterhauses der Oblatinnen werden zahlreiche Messgewänder, Bilder und Erinnerungsstücke aufbewahrt. Unter der Kirche, in der Krypta, befinden sich die beiden Gräber des seligen Louis Brisson und von der heiligen Leonie Aviat.
Br. Cyprien Messié OSFS, der in Wien Theologie studierte, führte uns kreuz und quer durch Troyes. Er zeigte uns die Schule, in der die Oblaten des hl. Franz von Sales wirken. Interessant waren auch die Kirchen mit ihren schönen Glasfenstern.
Plancy
In der näheren Umgebung von Troyes befindet sich im ländlichen Raum die kleine Ortschaft Plancy. Hier wurde Pater Brisson geboren und getauft. Das Haus, in dem er seine letzten Jahre verbrachte, wird von den Oblatinnen als Erinnerungsstätte ehrfürchtig bewahrt.
In Saint-Parres-aux-Tertres kaufte Pater Brisson eine alte Ziegelei, die heute von den Oblatenschwestern als Exerzitien- und Erholungshaus für Jugendliche geführt wird. Hier feierten wir in der kleinen Kapelle Gottesdienst. Danach reichten uns die Schwestern frische Marillen und schenkten uns ihr Lächeln. Welch ein Ort des Friedens!
Sezanne
In Sezanne steht gegenüber der Kathedrale noch das Geburtshaus der hl. Leonie Franziska Salesia Aviat. Ganz in der Nähe leben und wirken die Oblatinnen in einem Seniorenheim. Wir wurden vom großen Haushund freudig begrüßt. Auch hier wurden wir von den Schwestern mit einer unsagbaren Offenheit und Herzlichkeit aufgenommen!
In Troyes wohnten wir im ehemaligen Wohnhaus von P. Brisson. In den letzten Jahren wurde das Haus generalsaniert und mit modernen Zimmern mit WC/Dusche ausgestattet. Die „Frühstück“-Klosterschwester verwöhnte und überraschte uns täglich: Es gab frisches selbstgebackenes Brot, Kuchen, Wurst, Käse und Joghurt – und sorgsam liebevoll gefaltene Servietten!
Heimsuchungskloster Troyes
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Heimsuchungsklosters in Troyes. Hier lebte einst Schwester Marie de Sales Chappuis, die Oberin des Klosters, die sogenannte „Gute Mutter“, die Pater Brisson überzeugen konnte, einen Männerorden zu gründen. Erhalten geblieben ist ihr Sterbezimmer, hier verbrachte sie ihre letzten Jahre.
Die Schwestern des Heimsuchungsklosters leben in strenger Klausur, abgetrennt von der Außenwelt. Umso interessanter war es für uns, den weitläufigen Klostergarten zu sehen: Hier wachsen zahlreiche Obstbäume und Blumen, Gemüse wird angebaut und in einem eingezäunten Gehege laufen Hühner und Gänse herum. Die Oberin zeigte uns auch den alten Friedhof der Klosterschwestern. Abschließend feierten wir in der Klosterkirche einen Gottesdienst. Obwohl P. Dominik in Deutsch zelebrierte, waren hinter dem Trenngitter in der Kirche alle Heimsuchungsschwestern anwesend.
Am Freitag unternahmen wir einen Ausflug zur Kathedrale in Reims und danach besichtigten wir die Champagner-Kellerei Mercier. Nach dem Abendessen im Oblatenkloster organisierte die Generaloberin ein Treffen aller 40 Klosterschwestern und Novizinnen mit unserer Gruppe. Wir saßen im großen Kreis und stellten uns gegenseitig vor. Die Schwestern freuten sich sehr uns zu sehen und wir lachten viel. Es waren einige Deutsch sprechende Schweizerinnen dabei, aber auch Schwestern aus Kolumbien, Ecuador, Namibia und Südafrika. Abschließend bedankten wir uns für die wunderschönen Tage in Troyes.
Heimsuchungskloster Zangberg
Auf der Rückfahrt übernachteten wir wieder im Heimsuchungskloster Zangberg. Hier leben die Schwestern nicht in geschlossener Klausur. Wir bekamen ein umfangreiches Abendessen und durften den Tag bei einem Gläschen Wein ausklingen lassen.
Am letzten Tag unserer Pilgerreise feierten wir gemeinsam mit der Pfarrgemeinde Zangberg und mit den Klosterschwestern Gottesdienst im wunderschönen Klostergarten. Im Rahmen der Messe wurden vier neue Mini-Ministranten aufgenommen. Es war ein schöner Abschluss unserer Pilgerfahrt.
Diese Reise bleibt mir besonders in Erinnerung: Die Herzlichkeit der Klosterschwestern war etwas Wunderbares. Ihr Tun und Handeln wird von der salesianischen Spiritualität getragen. Ich habe mich so wohl gefühlt, ich spürte die Anwesenheit unseres lieben Gottes, er war immer bei uns, hat uns geleitet und beschützt. Wir Menschen brauchen immer wieder Tage der christlichen Begegnung. Sie tun uns so gut!!!
Robert Wolf
Fotos: Franz Hubmann