Geschichte

Die Oblaten des heiligen Franz von Sales (Sales-Oblaten) sind seit 1923 in Eichstätt, seit 1934 bewohnen sie das Salesianum Rosental.

1926 – 1926: Gäste im Priesterseminar

Auf der Suche nach einem entsprechenden Studienort fanden die Oblaten des hl. Franz von Sales im Oktober 1923 Aufnahme an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Eichstätt. Wohnung bot ihnen Regens Dr. Michael Rackl (1883-1948), der 1935 auch Bischof von Eichstätt werden sollte, im Priesterseminar. Doch bald wurde der Platz im Priesterseminar zu eng, sodass ein neues Haus gesucht werden musste.
Das Schloss Pfünz bei Eichstätt, das man in den Blick genommen hatte, konnte wegen des Preises nicht erworben werden. Die Oblaten entschlossen sich darum im Jahr 1926, vom Bayrischen Staat für zehn Jahre einen Teil – die sogenannte „Vorburg“ – der Willibaldsburg in Eichstätt zu mieten.

1926-1934: Auf der Willibaldsburg

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Innerhalb eines Jahres konnten die Räume auf der Burg bewohnbar gemacht werden. Am 4. Mai 1927 übersiedelten die Oblaten-Studenten aus dem Seminar auf die Willibaldsburg.
P. Franz Reisinger übernahm am 4. Oktober 1927 die Leitung der Niederlassung auf der Willibaldsburg und baute sie für die Aufnahme von Schülern, Brüderkandidaten, Novizen und Scholastikern der Österreichisch-Süddeutschen Provinz aus.
Die finanzielle Basis suchte P. Reisinger durch zwei Unternehmungen zu legen: durch den Aufbau einer eigenen Druckerei und durch Unterstützung eines weiten Fördererkreises. Die Redaktion der Zeitschrift „Licht“, die seit 1906 regelmäßig erscheint, verlegte er von Wien nach Eichstätt und ließ die Zeitschrift in der eigenen Druckerei herstellen. Außerdem plante P. Reisinger weitere salesianische Schriften und errichtete mit kirchlicher Genehmigung den „Franz von Sales-Bund“. Für ihn warben Brüder und besonders die Scholastiker in ihren Ferien, wobei sie auch Abonnenten für „Das Licht“ zu gewinnen suchten. So entstand ein großer Freundes- und Fördererkreis. Am 15. Dezember 1931 gründete P. Franz Reisinger den Franz-Sales-Verlag.
Der Mietvertrag auf der Willibaldsburg stand jedoch ab der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 auf wackeligen Füßen. Für die Nationalsozialisten war besonders die sehr erfolgreiche Jugendarbeit der Sales-Oblaten – unter anderem wurden die Pfadfinder gegründet – ein großer Dorn im Auge. Wiederholte Hausdurchsuchungen und andere Schikanen deuteten auf eine bevorstehende Kündigung durch die NS-Regierung.

Seit 1934: Im Rosental

Mit der Verbreitung der Lepraseuche in ganz Europa im Laufe des 13. Jahrhunderts entstanden überall Siechenhäuser und Siechenviertel vorwiegend außerhalb oder am Rande der Städte, in denen die Aussätzigen von der übrigen Bevölkerung isoliert wurden. Dies geschah auch in Eichstätt. Zeugnis davon gibt noch der in der Nähe des Rosentals gelegene Siechhof. Es gab auch einen Siechturm und einen Siechbrunnen sowie ein Leprosenhaus im Leprosental. Daher der Name „Rosental“.

Einträge im Katasteramt Eichstätt beschreiben folgende Besitzverhältnisse ab 1809:

1809: Königlich Bayerisches Straf-, Arbeits-, dann Irrenhaus, das Zivillazarett und Irrenhaus.
1829: Kauf durch Bräuer Johann Nepomuk Rumpf (zu diesem Zeitpunkt muss der Sommerkeller bereits existiert haben, ebenso ein Bierschankrecht)
1848: Erwerb durch Hans Lindig, der die Witwe Rumpf heiratet
1870: Erwerb durch Xaver Lindig
1885: Kauf durch Bierbrauer Georg Dietrich von Augsburg
1931: Kauf durch Diözesan-Caritas-Verband
1934: Kauf durch Verein Salesianum der Oblaten des hl. Franz von Sales

(Quelle: Magdalena Schick, Enhalb der Pruckh – Jenseits der Brücke. Sidlungs- und Sozialgeschichte. Spitalvorstadt Eichstätt, hg. V. Historischen Verein Eichstätt, Eichstätt 2000, Seite 202-203)

Das ehemalige Gasthaus und Bierlager im Rosental, am östlichen Stadtrand von Eichstätt, war 1934 also im Besitz des Eichstätter Caritasverbandes. Es wurde als Jugendherberge benutzt, war aber schon eine Zeitlang geschlossen. 1934 konnten es die Oblaten erwerben. Sie begannen sofort, es auszubauen und zu vergrößern, damit es Schülerheim, Noviziat, Scholastikat, Druckerei und Buchbinderei, sowie weitere Werkstätten aufnehmen konnte. Die alte Fasshalle wurde Schlafsaal; zwischen Gasthaus und Fasshalle wurde ein haushoher Erdstock abgetragen und dort ein Neubau errichtet, der Druckerei, Klosterkapelle, Speisesaal und Studiersaal mit Bibliothek aufnahm. Als der Mietvertrag auf der Burg am 1. April 1937 auslief, konnten nun alle Oblaten ins Salesianum Rosental umziehen.
Ein in Oberemmendorf bei Beilngries gepachteter Bauernhof, von fleißigen Brüdern bis ins Jahr 1951 betrieben, sorgte mit für das leibliche Wohl.
Das Salesianum Rosental in Eichstätt wurde in den über 70 Jahren seines Bestehens zum Zentrum der Sales-Oblaten in Bayern. Viele junge Menschen kamen zur aufstrebenden Ordensgemeinde: Lehrlinge für Druckerei und Buchbinderei und andere Handwerke, Brüderkandidaten und Priesteramtskandidaten, sowie Schüler.

1939 – 1945: Beschlagnahmung durch SS

Im Jahre 1939 konnten 18 junge Oblaten zu Priestern geweiht werden. – Doch im gleichen Jahr brach der Zweite Weltkrieg aus. Alle wehrfähigen Ordensleute mussten einrücken: Patres, Brüder, Scholastiker, Schüler und Kandidaten. Das Kloster wurde leer, der Verlag behördlicherseits stillgelegt. Nur noch vier Mitbrüder (P. Paul Lackner, Br. Kilian Steinmetz, P. Alois Geiger und Br. Wilfried Walter) blieben im Rosental. 1943 begannen sich die Nationalsozialisten für das Haus zu interessieren. Zunächst die Hitlerjugend, dann wurde im Oktober und November 1943 ein Teil des Gebäudes von einer Genesungskompanie belegt. 1944 schließlich wird das Haus beschlagnahmt und für eine SS-Nachrichten-Ausbildungsabteilung verwendet. Diese SS-Einheit errichtete zwischen dem 1. Oktober 1944 bis mindestens 1. Januar 1945 auch ein Außenlager des KZ Flossenbürg, in dem mindestens 10 Häftlinge für den Bau der heute noch bestehenden Wasserleitung ins Rosental eingesetzt waren.
Die letzten vier verbliebenen Oblaten wurden Mitte November 1944 aus dem eigenen Haus verwiesen. Sie erhielten Obdach in einer Wohnung im Gasthaus „Krone“.
Am 25. April 1945 konnten sie wieder ins Rosental zurückkehren. Die SS-Einheit musste vor den amerikanischen Truppen fliehen. Vor ihrer Flucht plünderte sie jedoch noch das Kloster, vor allem auch die Kapelle und den Tabernakel. Am 18. Mai 1945 musste daher die Kapelle neu eingeweiht werden. Die aus Krieg und Gefangenschaft heimkehrenden Mitbrüder fanden wieder ein Kloster vor und konnten ihr Ordensleben neu beginnen.

Nach 1945: Rascher Neuanfang

Das Haus Rosental hatte trotz Plünderung durch die SS-Truppen die Kriegszeit relativ gut überstanden; die von der SS geplante Sprengung des Hauses wurde glücklicherweise nicht ausgeführt. Im tiefen Keller blieben militärisches Gerät, Munition und Dokumente zurück und sorgten wenig später für Aufregungen, Verdächtigungen und Untersuchungen durch die Besatzungsmächte. Die Mitbrüder kehrten einer nach dem anderen heim und freuten sich über das erhaltene „Daheim“.
Die Chronik vom Salesianum Rosental meldet in den ersten Nachkriegsjahren ein lebhaftes Kommen und Gehen von Brüder- und Scholastiker-Kandidaten.
Von 1950 bis 1964 nahm die Zahl der Scholastiker und der Brüder anhaltend zu. Am 1. Januar 1952 meldet der Chronist 6 Patres, 30 Studenten an der Hochschule, 8 Brüder, 4 Novizen, 11 Kandidaten im Rosental, zum 30. Juni 1952 sind es 78 Personen, zum 1. Januar 1954 sogar 88 Personen im Rosental.
Der Platz im Haus wurde eng und so begannen weitere Baumaßnahmen. In den 50-er Jahren wurde umgebaut und angebaut. Nicht nur für die Hausbewohner wurde Raum geschaffen, sondern auch für die Erweiterung der Druckerei und Buchbinderei des Franz Sales Verlages. 1956 fiel außerdem die Entscheidung zum Bau einer neuen Kapelle über der alten Fasshalle.

1958-1960: Bau der Kapelle

Kaum war die Aufstockung des Mittelbaues beendet, begannen am Osterdienstag 1958 die Vorarbeiten zum Bau der Kapelle über der ehemaligen Fasshalle, die als Verlagsräume und Schlafsäle genutzt wurde. Dafür musste eine Pfeilerkonstruktion aus Eisenbeton als „Fundament“ errichtet werden, da die Bruchsteinmauern der alten Fasshalle nicht tragfähig waren. Eine äußerst harte und auch gefahrvolle Arbeit, die jedoch gut bestanden wurde.
Am 6. 9. 1958 konnte der Grundstein für die Kapelle gelegt werden. Und dann ging es erstaunlich schnell: Am 11. November 1958 stand der Rohbau, waren Dach und Fenster vorhanden. Die künstlerische Gestaltung wurde Prof. Blasius Spreng aus München übertragen. Er schuf Altarwand, Altar, Leuchter, Ambo, Türen, Emporenbrüstung, Kreuzweg, Fenster, Beichtstühle, Tabernakel, Weihwasserbecken, Vortragskreuz und Türgriffe. Für Altarwand, Kreuzweg und Beichtstühle verwendete er die seltene Enkaustikmalerei. Die Bodenmosaike wurden von Br. Benedict Schmitz OSFS zusammen mit seinem Mitbruder Ernst Tiefenbacher gestaltet. Diese Mosaike wurden zum Beginn der Künstlerlaufbahn von Br. Benedict Schmitz OSFS.
„Eine wunderbare Harmonie kennzeichnet die künstlerische Gestaltung“, sagte Bischof Dr. Josef Schröffer bei der Weihefeier am 29. Januar 1960.

1960-1970: Weitere Baumaßnahmen: Friedhof und Studentenheim

Doch noch immer waren die Raumwünsche nicht alle erfüllt. Bereits am 20. August 1959 begann der weitere Ausbau über der Schreinerei für Konviktsräume und Wäschezimmer. Schließlich fanden diese umfangreichen Bauarbeiten einen Abschluss mit der Kanalisierung und Einebnung des „Lazarettgraben“ an der Ostseite des Klosters. – Die Freude über die gelungenen Ausbauten des alten Gast- und früheren Siechenhauses Rosental war groß.
Im November 1960 beriet der Hausrat schon wieder einen Bau für Werkstätten und Wirtschaft, sowie die Anlegung eines ordenseigenen Friedhofes, für den bereits am 5. Januar 1961 bei der Stadt um Genehmigung angesucht wurde. Die Planierarbeiten für den Werkstätten- und Wirtschaftsbau begannen am 2. Oktober 1961.
Ebenso wurde an der Friedhofanlage gearbeitet. Am 5. Mai 1961 wurde Br. Franz Ruzicka als erster Oblate dort begraben. Die schon früher verstorbenen, im Eichstätter Stadtfriedhof beigesetzten Mitbrüder wurden exhumiert und am 10. Mai 1961 auf unseren Ordensfriedhof überführt. Inzwischen birgt der Klosterfriedhof im Rosental bereits über 70 heimgegangene Oblaten.
Im Zuge der Neuorientierung kam es Ende der 1960-er Jahre zur Umwidmung des Werkstättenbaues zum Studentenwohnheim. Als die Zahl der jungen Brüder stark zurückging, eigene Lehrwerkstätten im Orden in Frage gestellt wurden und andererseits der Ausbau der Bischöflichen Hochschule zur Universität in Eichstätt sich deutlich abzeichnete und die Frage nach Studentenwohnungen anstieg.

1970-1980: Seelsorge in Pfarrei und Universität

Mit 1. Januar 1972 übernahmen die Oblaten die Kuratie „Zur Heiligen Familie“, die dann zusammen mit den Ortsteilen Landershofen und Pfünz am 7. Juli 1981 zur Pfarrei Heilige Familie erhoben wurde. Die Mitbrüder des Salesianums engagieren sich bis heute in den unterschiedlichsten Seelsorgsaufgaben in der Pfarrgemeinde. Die Leitung der Pfarrgemeinde wurde allerdings 2008 an die Diözese zurückgegeben.
1967 begannen die Sales-Oblaten die Hochschulseelsorge an der Katholischen Hochschule und späteren Katholischen Universität in Eichstätt.

1980-1990: Großbrand und Verkauf der Druckerei- und Buchbinderei

Am 5. Dezember 1981 brach im Papierlager des Franz Sales Verlages Feuer aus und vernichtete einen großen Teil der Druckerei. Einem mehrstündigen Einsatz der Eichstätter Feuerwehr ist es zu verdanken, dass das Übergreifen des Feuers auf das gesamte Kloster verhindert und der Brand gelöscht werden konnte.
Unverzüglich wurde mit der Wiederherstellung des Betriebes begonnen, was auch erfolgreich gelang. Als jedoch am 14. Dezember 1985 der 50-jährige Leiter des Verlages, P. Karl Seebald OSFS, bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, begann man an einen Verkauf des Herstellungsbetriebes zu denken. Ende 1988 kam es dann zum Verkauf der Druckerei und Buchbinderei an die Firma Brönner & Daentler in Eichstätt. Der Franz Sales Verlag blieb jedoch weiter bestehen. 1991 wurde dann sogar zusätzlich zur Verlagstätigkeit die Sales-Versandbuchhandlung eingerichtet.

1990-heute: Das Zentrum der Sales-Oblaten in Bayern

Aufgrund der angespannten Personalsituation der Ordengemeinschaft wurde in der Provinzplanung auch über die Zukunft des Salesianums Rosentals nachgedacht. Die Provinzleitung entschied sich dabei für das Verbleiben der Sales-Oblaten im Salesianum Rosental. Dies hatte erneut Um- und Neubaumaßnahmen zur Folge, die von 1998 bis 2004, dem 70. Geburtstag der Oblaten im Rosental stattfand.
Heute ist das Salesianum das zentrale Haus des Ordens in Bayern. Es beherbergt den Franz Sales-Verlag und die Redaktion der Zeitschrift LICHT, das Salesianische Institut und das Salesianischen Zentrum. Das Studentenwohnheim wurde am 1. September 2009 geschlossen. Mit 1. September 2011 übersiedelte die Ausbildungsgemeinschaft nach Nordrhein-Westfalen in das Haus Overbach, das Noviziat wurde in das Provinzialat nach Wien verlegt. Am 1. Juni 2015 wurde die Sales-Versandbuchhandlung eingestellt.