Predigt zum Gründonnerstag (Joh 13, 1-15)

Die Botschaft des Gründonnerstags

Mit dem heutigen Gründonnerstag beginnen die so genannten drei österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und von der Auferstehung des Herrn.

Es sind die höchsten christlichen Feiertage des Jahres. In diesen Tagen erleben wir jedes Jahr aufs Neue den Grund dafür, warum es unseren Glauben, das Christentum, die Kirche überhaupt gibt.

Was lernen wir aus der Feier des Gründonnerstags, dem letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern.

Das Erste ist unsere fundamentale christliche Verwandtschaft mit dem Judentum. Das letzte Abendmahl Jesu erinnert an die Paschafeier des Volkes Israel. Das bedeutet: Wir Christen sind hineingenommen in die Befreiungsgeschichte Israels aus der Sklaverei Ägyptens in das Gelobte Land. Am Abend vor seinem Leiden feiert Jesus mit seinen Jüngern dieses Ereignis und deutet es neu: Das ist mein Leib – Das ist mein Blut – Ich bin der neue Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat. So schreibt auch der heilige Franz von Sales in der Abhandlung über die Gottesliebe: Unser „Glaube zeigt den Weg zum verheißenen Land wie eine Wolken- und Feuersäule, … die Hoffnung nährt uns mit köstlichem Manna, aber die Liebe führt uns hinein. Der Bundeslade gleich sichert sie den Durchgang durch den Jordan …. Sie wird inmitten des Volkes in den himmlischen Gefilden verbleiben, die den wahren Israeliten versprochen sind.“ (DASal 3,63).

Das zweite, das wir lernen, ist die hohe Bedeutung des Dienens. Mit der Fußwaschung gibt uns Jesus Christus ein klares und eindeutiges Beispiel dafür, wie wir als Christinnen und Christen in dieser Welt handeln sollen. Der Dienst für die anderen wird dabei zum obersten Gebot. Wer in Kirche und Welt nach dem Beispiel Jesu Herr und Meister sein will, der sei der Diener aller.

So meint auch der heilige Franz von Sales in einer Predigt: „Man muss Demut haben, um den Strahl des göttlichen Lichtes zu empfangen.“ (DASal 9,460)

Und schließlich das dritte, das wir aus der heutigen Feier lernen: die zentrale Bedeutung des Sakramentes der Eucharistie. Von Anfang an haben sich die Jüngerinnen und Jünger Jesu noch bevor sie Christen genannt wurden und nicht mehr waren als eine kleine unbedeutende jüdische Gruppe am gemeinsamen Brotbrechen erkannt. Der Auftrag Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ wurde von den Christinnen und Christen immer sehr ernst genommen. In diesem Sakrament manifestiert sich die bleibende Gegenwart Jesu in unserer Mitte in den Gestalten von Wein und Brot als sein Fleisch und sein Blut. Welche Köstlichkeit,“ so meint daher auch der heilige Franz von Sales, „Welch Köstlichkeit, … sich zu nähren mit dem Brot, das vom Himmel herabgekommen ist.“ (DASal 9,211)

Das also ist die Botschaft des Gründonnerstags: Eingebettet in die Befreiungsgeschichte des Volkes Israel sind wir Christen zum Dienst an den Menschen berufen. Die Kraft dazu wird uns durch das Sakrament der Eucharistie dauerhaft geschenkt. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS