Predigt zum 4. Sonntag im Jahreskreis (Mt 5,1-12A)

Selig sind …

Jesus Christus hat mit den Seligpreisungen, ja eigentlich mit der gesamten Bergpredigt Geschichte geschrieben. Dieses Programm, das uns Jesus darin vorlegt, bewegt die Menschen nicht nur bis heute, es ist auch die Messlatte, an der Christinnen und Christen in ihrem Handeln gemessen werden.

Worum geht es Jesus, und wonach sollen wir uns ausrichten, in welche Richtung sollen wir denken und handeln, damit es schließlich heißt: „Freut euch und jubelt, euer Lohn im Himmel wird groß sein.“

Die Seligpreisungen, diese Ouvertüre zur gesamten Bergpredigt, fassen all das im Grunde zusammen. Selig, als glücklich sind nicht die Reichen, Mächtigen, Satten, Hartherzigen und Kriegstreiber, glücklich sind die Armen, Sanften, Trauernden, Herzlichen und Friedvollen, all jene also, die nicht zuerst auf sich selbst und ihren eigenen Vorteil sehen, sondern sich um das Wohl der anderen kümmern. Etwas später wird das Jesus in seiner goldene Regel so zusammenfassen: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten“ (Mt 7,12). Also: Behandle die anderen immer nur so, wie du selbst gerne behandelt werden möchtest.

Einer, der das zu seiner Zeit wunderbar umsetzte, war natürlich der heilige Franz von Sales. Sein Wirken als Priester und Bischof war nicht darauf aus, sein eigenes Glück auf Kosten anderer zu vergrößern, sondern wirklich alles zu tun, damit die Menschen, denen er begegnete, seliger und glücklicher werden. Und das scheint auch funktioniert zu haben, denn die Menschen, die ihm begegneten, sprachen später immer nur von seiner Sanftmut, Freundlichkeit und Herzlichkeit, die sie durch ihn erlebten. Von Franz von Sales gibt es auch eine Reihe an Seligpreisungen, die all jene glücklich nennen, die sich an Jesus Christus und seine Worte halten und danach handeln. So schreibt Franz von Sales in einem Brief: „Wie glücklich werden wir sein, wenn wir uns ganz der Nachfolge Jesu widmen und Gutes tun.“ (DASal 6,204) „Wenn Sie so handeln, dann wird Gott inmitten Ihres Herzens wohnen.“ (DASal 6,371)

Außerdem meint er: „Selig die Seelen, die nach dem Willen [Gottes] ihren Weg gehen und ihn von ganzem Herzen suchen.“ (DASal 5,268) „Ja, Gott ist gut, und selig das Herz, das ihn liebt.“ (DASal 6,178)

Dass all diese Seligpreisungen in der Praxis gar nicht so leicht umzusetzen sind, das zeigt die Geschichte bis heute. Sowohl in der großen Welt- und Kirchenpolitik wie auch in der kleinen Welt des alltäglichen Lebens war und ist die Versuchung groß, die Bergpredigt Jesu klein zu reden und seinen eigenen Vorteil über die andern zu stellen. Sehr oft lautet die Devise: Ich zuerst! Also: Hauptsache mir geht es gut, wie es den anderen geht, ist mir egal … Uns sollte dabei immer klar sein, dass eine solche Haltung nichts mit dem zu tun hat, was Jesus meinte und lebte. Das machen uns seine Seligpreisungen und die gesamte Bergpredigt nur allzu deutlich. „[Jesus] ist der gute Hirte (Joh 10,11),“ predigt daher auch der heilige Franz von Sales. „Wie glücklich werden wir sein, wenn wir ihn getreu nachahmen und seinem Beispiel folgen, das er uns gibt“ (DASal 9,212).

Am Ende der Bergpredigt finden wir übrigens das Gleichnis vom Haus auf dem Felsen … und da meint Jesus: Wer diese meine Worte, die ich euch gerade mitgeteilt habe, hört und danach handelt, der ist wie ein kluger Mensch, der sein Haus auf Fels baut. Es kann kommen, was will, das Haus wird nicht zerstört werden. Wer es nicht tut, baut sein Haus auf Sand und wird von den Wassermassen weggespült. Orientieren wir uns also an Jesus, damit wir nicht untergehen. Amen.

P. Herbert Winklehner OSFS