Lass mich in dein Herz …

Seit dem 17. Dezember 1967 ist die Kirche von Lichtenberg, eine Filialkirche der Pfarrgemeinde Linz-Pöstlingberg in Oberösterreich, dem heiligen Franz von Sales geweiht. Bisher war dies allerdings kaum sichtbar. Seit Januar 2015 hat sich das geändert. Die Glasfenster im Eingangsbereich zur Kirche erhielten durch die oberösterreichische Künstlerin Christa Aistleitner eine salesianische Gestaltung. Im Mittelpunkt ihrer Gestaltung steht der Satz: „Lass mich in dein Herz, dann kannst du mich spüren, erfahren, lieben und erleben, dass ich dich liebe“. Frau Aistleitner erklärt ihr künstlerisches Konzept für ihre Gestaltung folgendermaßen:

Die Gedanken der Künstlerin

Konzept der Künstlerin Christa Aistleitner für die Gestaltung des Eingangsbereiches und Würdigung von Franz von Sales – Kirchenpatron von Lichtenberg:

Franz von Sales ist der Kirchenpatron der neu errichteten Kirche in Lichtenberg. Die Gestaltung im Eingangsbereich soll nach den Wünschen der Pfarre der Person Franz von Sales und seiner Spiritualität entsprechen.

Der Kirchenraum ist modern und so gestaltet, dass der Altar auf gleicher Ebene mit den Menschen steht, das symbolisch der Intension entspricht mit allen Menschen auf gleicher Augenhöhe in Beziehung zu treten – in Beziehung zu Gott und den Mitmenschen. Beziehung muss gepflegt und erlebbar sein, das geschieht in der Pfarrgemeinde auch in dem offen gehaltenen und somit mehrfach nutzbaren Vorraum.

Diesem gelebten In-Beziehung-Treten möchte ich in der Gestaltung entsprechen. Franz von Sales ist jener Heilige, für den Gott die Liebe ist und der in seiner Zeit viel in direktem Kontakt mit den Menschen stand, dem es wichtig war, den Menschen in ihrem Tun zuzusprechen. Wenn sie auf Gott vertrauen und ihm nahe sind, wird alles gut.

Was entsteht, wenn wir uns öffnen und in Beziehung zu Gott treten, seine Liebe erfahren? Es entsteht eine „Liebesbeziehung“, die immer wieder erneuert und an der gearbeitet werden muss, im Gebet oder im Gespräch. So kann ein inniges dichtes Band entstehen.

Meine Gestaltung an der Glasfront ist gekennzeichnet durch die Wiederholung des Schreibens eines Satzes:

„Lass mich in dein Herz, dann kannst du mich spüren, erfahren, lieben und erleben, dass ich dich liebe.“

Es ist jene Aufforderung bzw. Einladung sich mit Gott einzulassen, es zuzulassen geliebt zu werden und lieben zu können. Das ist, was Franz von Sales wollte, ein Leben in der Gegenwart des liebenden Gottes.

Wenn die Pfarre von Ihrer Kirche als das „Herz“ des Ortes spricht, wird deutlich wie wichtig und zentral der Treffpunkt Kirche ist und bleiben soll. Die von mir gestaltete Grafik nimmt Bezug darauf. Der Kreis, aufgegriffen von dem architektonischem Element der Kirche Lichtenbergs, ist Symbol für die Gemeinschaft, die Kraft erhält durch gelebte Begegnungen mit dem Menschen und Gott.

Durch das mehrmalige Überschreiben in Richtung Kreismittelpunkt ist der Rand weich und offen, Verdichtung entsteht in der Mitte, im „Herzen“. Das entspricht dem Fokussieren oder Konzentrieren auf das Wesentliche hin, der Liebe. Ich möchte damit auch Verdichtung und Kontemplation im wiederholten kleinen Handeln symbolisieren. Einmal etwas Gutes tun, ist zu wenig. Erst durch die Wiederholung bekommt es Bedeutung und Kraft. Das kommt der Spiritualität Franz von Sales gleich. Gott verlangt nichts Unmögliches, er möchte, dass wir alles mit Liebe machen und seinen individuellen Möglichkeiten entsprechend handeln und es im „Alltag“ immer wieder leben.

Im Prozess des mehrmaligen Überschreibens entsteht so etwas wie ein Netz oder auch eine enge und starke Verbindung. Ein Netz kann mir Halt geben oder bietet mir Sicherheit, wenn ich es brauche, sowie ich es in der Pfarrgemeinschaft erfahren darf.

Die Buchstaben V und J im Kreis sind die Abkürzung des lateinischen Ausdruckes Vivat Jesus – Es lebe Jesus. Dieses Wort war das Lieblingsherzensgebet des heiligen Franz von Sales. Es ist jener Hinweis Jesus Christus nicht nur zu preisen, sondern ihn durch das eigene Leben für die Menschen sichtbar und spürbar zu machen.

Der aneinandergereihte Satz, der vom Innenraum aus zu lesen ist und von außen spiegelverkehrt sich zeigt, zieht sich über die gesamte Glasfront und wird als eine pulsierende Frequenzmessung empfunden, geprägt von sich abwechselnd loser und dichter Verbindung. Gleich einer Aufzeichnung will es einen Prozess festhalten, der gelebten Glauben dokumentieren möchte, ist Zeugnis der Lebendigkeit des Glaubens, das die Pfarre im Tun lebt.

Franz von Sales ist an der Eingangs- bzw. Ausgangstür zu lesen, geschlossen somit einmal spiegelverkehrt zu sehen, gleichzeitig aber auch richtig zu lesen.

Christa Aistleitner